Vom Ego zum Herzen, Teil I
Jeshua, gechannelt durch Pamela Kribbe
Vier Phasen der Transformation des Bewusstseins
In den vorigen Kapiteln haben wir den historischen Hintergrund der Reise der Lichtarbeiter von einem Ego-basierten zu einem Herz-basierten Bewusstsein beschrieben.
Dieser Teil wird ganz den psychologischen Eigenschaften dieser Transformation gewidmet sein. Wir haben diesen Prozess in vier Schritte bzw. Stadien unterteilt, die wir der Klarheit halber noch einmal zusammenfassen:
1) Unzufriedenheit mit dem, was das Ego-basierte Bewusstsein zu bieten hat, Sehnsucht nach „etwas Anderem“: der Anfang vom Ende
2) Sich Eurer Beziehung mit dem Ego-basierten Bewusstseins bewusst werden und die mit dem Ego einhergehenden Gefühle und Gedanken erkennen und loslassen: die Mitte vom Ende
3) Die alten, Ego-basierten Energien in Euch sterben lassen, den Kokon abstreifen und zu Eurem Neuen Selbst werden: das Ende vom Ende
4) Das Erwachen eines Herz-basierten Bewusstseins in Euch, motiviert von Liebe und Freiheit; Anderen helfen, den Übergang zu schaffen.
Stufe eins: das Ego genügt nicht mehr
Der Übergang vom Ego-basierten zum Herz-basierten Bewusstsein beginnt mit dem Erleben einer inneren Leere. Dinge, die vorher Eure ganze Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen pflegten, oder Situationen, die Euch vorher vollständig mitgerissen hatten, hinterlassen bei Euch nun ein Gefühl der Leere oder mangelnder Begeisterung. Irgendwie scheinen die Dinge ihre gewohnte Bedeutung und ihren Sinn verloren zu haben.
Bevor diese Leere erfahren wird, befindet sich das Bewusstsein im Griff der Angst und des daraus resultierenden Bedürfnisses, sich selbst immer wieder neu bestätigen zu müssen. Es ist ständig auf der Suche nach Wertschätzung von außen, weil es nicht bereit ist, sich der dieser Suche zugrundeliegenden Angst vor Zurückweisung und Einsamkeit zu stellen. Diese tiefe Angst und das Bedürfnis nach Bestätigung von außen können als Motiv für viele Eurer Handlungen lange verborgen bleiben. Euer ganzes Leben kann auf ihnen aufgebaut sein, ohne dass Ihr Euch dessen bewusst seid. Vielleicht seid Ihr Euch einer unbestimmten inneren Unruhe oder Anspannung bewusst. Häufig aber muss ein größeres Ereignis wie das Auseinandergehen einer Beziehung, der Tod eines geliebten Menschen oder der Verlust der Arbeitsstelle hinzukommen, um Euch aufzufordern, wirklich zu ermitteln, was es mit dieser Anspannung oder Unruhe auf sich hat.
Wenn das Ego das Zentrum Eures Seins ist, befinden sich Euer Bewusstsein und Euer Gefühlsleben in einem Zustand der Verkrampfung. Ihr schaudert vor Angst, und aus dieser Haltung heraus befindet Ihr Euch ständig in einer Verteidigungshaltung. Wenn Ihr im Ego-Zustand seid, erlebt Ihr immer einen Mangel, ein Bedürfnis nach mehr. Das Fundament Eurer Gedanken, Gefühle und Handlungen ist ein schwarzes Loch, eine Leere, die niemals vollständig gefüllt werden kann. Es ist ein Loch der Angst, ein Ort, der von Schatten verhüllt ist, weil Ihr Euer Bewusstsein davon abwendet. In diesen Schatten gibt es eine Leere, derer Ihr Euch vage bewusst seid, der Ihr Euch aber nicht zuwenden wollt.
In diesem Stadium ist Eure Beziehung zu Gott oder Allem-Was-Ist von Gefühlen der Trennung gekennzeichnet. Tief innerlich fühlt Ihr Euch allein und verlassen. Ihr habt das Gefühl, ein zerbrochenes, bedeutungsloses Fragment ohne Ziel zu sein. Und da Ihr Eure Angst davor verbergt, erlebt Ihr es nur indirekt, als einen Schatten.
Die Menschen haben große Angst davor, sich dieser inneren Leere mit vollem Bewusstsein zu stellen. Sie fürchten sich zutiefst davor, ihrer inneren Dunkelheit direkt zu begegnen und sie zu untersuchen. Doch auch wenn Ihr Euch ihr nicht stellt, ist sie doch da, und Ihr werdet „Bewältigungsstrategien“ entwickeln müssen, um Euer Leben ertragbar zu machen. Es ist die Strategie des Egos, Euch mit dem Problem nur am Rande zu beschäftigen statt im Zentrum. Das Ego versucht das Problem dadurch zu lösen, dass es Euer Bewusstsein nach außen richtet. Es versucht, den inneren Schmerz dadurch zu lindern, dass es Euch mit Energien von außen füttert. Die Energien, die es besonders schätzt, sind Anerkennung, Bewunderung, Macht, Aufmerksamkeit etc. Auf diese Weise kreiert das Ego scheinbar eine Antwort auf das tiefe Verlangen der Seele nach Einheit, Sicherheit und Liebe.
Dieses tiefe Verlangen selbst ist absolut berechtigt und authentisch. Es ist Gott, der Euch ruft. Es ist Euer eigenes Wesen, das Euch ruft. Ihr seid Gott! Gott ist die Energie der Einheit, Sicherheit und Liebe. Jeder sehnt sich nach der bedingungslosen Liebe und Umarmung der Energie, die Ihr Gott nennt. Im Wesentlichen ist diese Sehnsucht die Sehnsucht danach, Euch Eures eigenen göttlichen Selbstes ganz und gar bewusst und Eins damit zu werden. Eure eigene Göttlichkeit ist Euer Zugang in die bedingungslose Liebe. Ihr könnt sie nur finden, indem Ihr durch die Angst und die Dunkelheit geht, von denen sie umgeben ist, und das tut Ihr, indem Ihr Euch nach innen wendet statt nach außen. Ihr tut es, indem Ihr Euer Bewusstsein wie ein Licht benutzt, das die Schatten verscheucht. Bewusstsein ist Licht. Deshalb muss es nicht gegen das Dunkel ankämpfen; seine bloße Anwesenheit hebt es auf. Indem Ihr Euer Bewusstsein nach innen wendet, werden Euch Wunder widerfahren.
Das Ego allerdings geht auf genau entgegengesetzte Weise vor. Es registriert das Bedürfnis nach Liebe und Sicherheit, aber es ist bestrebt, diesem Bedürfnis gerecht zu werden, ohne sich der inneren Dunkelheit oder Furcht zuzuwenden. Um dies zu erreichen, bedient es sich eines sicheren „Tricks“: es verwandelt das Bedürfnis nach Liebe in das Bedürfnis nach Anerkennung und Bestätigung durch andere Menschen. Es verwandelt das Bedürfnis nach Einheit und Harmonie in das Bedürfnis, sich auszuzeichnen und besser zu sein als Andere. Solange Ihr glaubt, geliebt zu werden bedeute, für Eure Erfolge bewundert zu werden, müsst Ihr auf der Suche nach Liebe nicht mehr nach innen gehen; Ihr müsst einfach nur härter arbeiten! Auf diese Weise bemüht sich das Ego, den Deckel auf der Pfanne der Angst zu halten.
Eureursprüngliche Sehnsucht nach Liebe und glückseliger Einheit wurde nun zu einem Wunsch nach Anerkennung verzerrt. Ihr sucht ständig nach äußerer Wertschätzung, die für eine kurzzeitige Sicherheit sorgt. Euer Bewusstsein ist fast vollständig auf die äußere Welt fixiert. Ihr verlasst Euch auf das Urteil anderer Menschen und seid sehr unruhig, was andere Leute von Euch denken mögen. Das ist äußerst wichtig für Euch, denn Euer Selbstwertgefühl baut darauf auf. In Wirklichkeit sinkt Eure Selbstachtung tiefer und tiefer, da Ihr Eure Macht an äußere Kräfte abgebt, die Euch danach beurteilen, wie Ihr Euch nach außen verhaltet, nicht nach Eurem wahren Wesen.
Indessen ist das tief sitzende Gefühl der Verlassenheit und Einsamkeit noch nicht behoben. Es wird tatsächlich noch schlimmer, denn Ihr weigert Euch, es Euch anzusehen. Das, was Ihr Euch nicht ansehen wollt, wird zu Eurer „Schattenseite“. Angst, Wut und Negativität können dort umherschweifen und Euch beeinflussen, verstärkt durch Eure Weigerung, in Euch zu gehen.
Das Ego kann sehr hartnäckig sein, wenn es darum geht, bestimmte Zweifel, Vorahnungen und Gefühle zu unterdrücken; es wird seine Kontrolle nicht so einfach aufgeben.
Was Ihr in Eurer Welt als „böse“ wahrnehmt, ist immer das Resultat eines Festhaltens an persönlicher Macht. Es ist die Weigerung, die Kontrolle aufzugeben und die innere Furcht und Dunkelheit anzunehmen.
Der Erste Schritt zur Erleuchtung besteht darin, sich „dem was ist“ hinzugeben. Erleuchtung bedeutet, dass Ihr allen Aspekten Eures Wesens erlaubt, ins volle Licht Eures Bewusstseins zu kommen. Erleuchtung bedeutet nicht, dass Ihr Euch all dessen, was in Euch ist, vollauf bewusst seid, sondern dass Ihr bereit seid, Euch jeden Aspekt bewusst anzusehen.
Erleuchtung ist gleichbedeutend mit Liebe. Liebe heißt, Euch selbst so anzunehmen wie Ihr seid.
Die innere Dunkelheit, dieses Gefühl der Verlassenheit in den Tiefen Eurer Seele, das Ihr alle so sehr fürchtet, ist nur vorübergehend. Dieses Ego-Stadium ist nur ein Schritt in einer umfangreichen Entwicklung und Entfaltung des Bewusstseins. In diesem Stadium ist der erste Schritt in Richtung eines individualisierten Göttlichen Bewusstseins getan.
Die Geburt des Individuellen Bewusstseins, Eure Geburt als „Ihr als eigenständige Seele“, geht mit der Erfahrung einher, verlassen worden zu sein, von Eurer Mutter/Eurem Vater getrennt zu sein. Es ist vergleichbar mit dem Geburtstrauma in Eurer physischen Welt. Im Mutterleib erfährt das Baby ein ozeanisches Gefühl der Einheit mit der Mutter. Wenn es geboren wurde, wird es zu einer eigenständigen Einheit.
Aufgrund dieses Geburtstraumas – wir sprechen jetzt von der Geburt der Seele – trägt die Seele immer ein Gefühl des Zerrissen-Seins mit sich. Sie musste sich von allem trennen, das sie für selbstverständlich gehalten hatte.
Die neugeborene Seele sehnt sich nach einer Rückkehr zum halb-bewussten Zustand der Einheit, aus der sie kam und die sie als ihre Heimat ansieht. Da dies unmöglich ist, erlebt sie große Furcht und Gefühle der Trostlosigkeit und des Zweifels. Dieser innere Schmerz und die Orientierungslosigkeit bilden nach und nach den Nährboden für die Machtübernahme durch das Ego. Die Seele muss mit der Angst und dem Schmerz fertig werden, und das Ego verspricht, eine Lösung zu beschaffen. Das Ego stellt dem Seelen-Bewusstsein Macht und Kontrolle in Aussicht. Die Seele, die sich machtlos, schwach und verloren fühlt, willigt ein und überträgt dem Ego die Führung.
Das Ego ist der Teil der Seele, der sich an der materiellen, äußeren Welt orientiert. Im Wesentlichen ist das Ego das Instrument der Seele, mit dem sie sich selbst als körperliches Wesen innerhalb von Raum und Zeit manifestiert. Das Ego versieht das Bewusstsein mit einem Fokus. Es macht das Bewusstsein konkret statt ozeanisch, „hier und jetzt“ statt „überall gleichzeitig“. Das Ego übersetzt innere Impulse in spezifische materielle Formen. Es ist der Teil von Euch, der die Kluft zwischen dem nicht-körperlichen spirituellen Teil von Euch und dem körperlichen Teil überbrückt.
Für die Seele als nicht-körperliches Wesen ist es recht unnatürlich, in Zeit und Raum fixiert zu sein. Die Seele ist grundsätzlich unabhängig von jeder materiellen Form. Wenn Ihr davon träumt, umherzufliegen, stellt Ihr eine Verbindung zu diesem unabhängigen und freien Teil Eurer selbst her. Das Ego dagegen bindet und fixiert. Es ermöglicht Euch, in der körperlichen Realität zu funktionieren. Damit spielt das Ego eine sehr wertvolle Rolle, die nichts mit „gut“ oder „schlecht“ zu tun hat. Wenn es in einer ausgewogenen Situation agiert, ist das Ego ein neutrales und unverzichtbares Handwerkszeug für die Seele, die auf der Erde in einem physischen Körper wohnt.
Wenn aber das Ego beginnt, das Bewusstsein der Seele zu regieren, statt als sein Handwerkszeug zu fungieren, gerät die Seele aus dem Gleichgewicht. Wenn das Ego der Seele Befehle erteilt (das ist das Merkmal des Ego-basierten Bewusstseins), wird das Ego nicht einfach die inneren Impulse in eine materielle Form übersetzen, sondern es wird diese Impulse kontrollieren und teilweise unterdrücken. Das Ego präsentiert Euch dann ein verzerrtes Bild der Realität. Das unausgewogene Ego strebt immer nach Macht und Kontrolle und wird aus diesem Gesichtspunkt heraus alle Tatsachen als positiv oder negativ interpretieren.
Es ist recht aufschlussreich, Eure eigenen auf Macht und Kontrolle basierenden Motive in Eurem täglichen Treiben aufzudecken. Versucht festzustellen, wie oft Ihr Dinge oder Menschen Eurem Willen beugen möchtet, selbst wenn es einer noblen Sache dient. Wie oft seid Ihr ungehalten, wenn Dinge nicht so gehen, wie Ihr es gerne hättet? Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass hinter dem Streben nach Kontrolle immer eine Angst davor steckt, die Kontrolle zu verlieren. Daher fragt Euch: Was ist das Risiko, wenn ich jetzt die Kontrolle aufgebe, wenn ich mein Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit fallen lasse? Was ist meine tiefste Angst?
Der Preis, den Ihr dafür zahlt, dass Ihr versucht, die Dinge „unter Kontrolle“ zu halten, ist, dass Eure Einstellung zum Leben angespannt und verhalten ist.
Wenn Ihr es wagt, aus Eurer inneren Inspiration heraus zu leben und nur das zu tun, was Euch Freude bringt, wird das eine natürliche und echte Ordnung in Eurem Leben herstellen. Ihr werdet Euch entspannt und glücklich fühlen, ohne das Bedürfnis zu haben, den Strom des Lebens zu formen. Es ist ein Leben ohne Furcht: leben mit vollem Vertrauen in alles, was das Leben Euch bringen wird. Könnt Ihr das?
Für eine junge Seele ist die Fallgrube des Ego-basierten Bewusstseins nahezu unumgänglich. Das Ego bietet eine Lösung für das Problem der Angst und Verlassenheit an; es verschiebt Eure Aufmerksamkeit von „dem, was innen ist“ auf das, „was Ihr von außen bekommen könnt“. Das ist keine wirkliche Lösung für das Problem, aber es scheint Euch für eine Weile Erleichterung zu bringen. Macht und Kontrolle über Eure Umgebung auszuüben, kann Euch eine vorübergehende Befriedigung oder einen „Kick“ geben. Es gibt Euch ein kurzes Gefühl, geliebt, bewundert und respektiert zu werden. Das lindert Euren Schmerz für eine Weile. Aber es ist kurzlebig, und Ihr müsst Euch wieder und wieder anstrengen, um hervorzustechen, um noch besser, netter oder hilfsbereiter zu sein.
Seid Euch bitte dessen bewusst, dass Ihr unter der Flagge des Ego sowohl nett als auch garstig, sowohl freigiebig als auch fordernd, sowohl dominant als auch unterwürfig sein könnt. Vieles, was scheinbar selbstlos gegeben wird, ist ein unbewusster Schrei nach der Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung des Empfängers der Gabe. Wenn Ihr Anderen gegenüber immer sorgsam und gebefreudig seid, versteckt Ihr Euch schlicht vor Euch selbst. Um daher wirklich zu verstehen, was die Dominanz des Egos bedeutet, müsst Ihr nicht unbedingt an grausame Tyrannen wie Hitler oder Saddam Hussein denken. Haltet es einfach; beobachtet Euch selbst in Eurem täglichen Leben. Das Vorhandensein einer Ego-Dominanz kann an dem Bedürfnis erkannt werden, Kontrolle über die Dinge auszuüben. Ein Beispiel dafür ist, wenn Ihr wollt, dass sich bestimmte Menschen auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Um dafür zu sorgen, legt Ihr bestimmte Verhaltensmuster an den Tag. Ihr seid zum Beispiel nett und lieb und versucht, nie die Gefühle Anderer zu verletzen. Hinter diesem Verhalten steht das Bedürfnis nach Kontrolle. „Weil ich will, dass Du mich liebst, werde ich mich Dir nicht widersetzen“. Diese Denkweise basiert auf Angst. Es ist die Angst davor, allein dazustehen, Angst davor, zurückgewiesen oder verlassen zu werden. Was so nett und lieb aussieht, ist in Wirklichkeit eine Form der Selbstverleugnung. Dies ist das Ego in Aktion.
Solange das Ego Eure Seele regiert, werdet Ihr das Bedürfnis haben, Euch von den Energien Anderer zu ernähren, um Euch gut zu fühlen. Ihr scheint Euch die Akzeptanz anderer Menschen, von einer Autorität außerhalb Eurer selbst, verdienen zu müssen. Aber die Welt um Euch herum ist nicht fest oder stabil. Ihr könnt Euch nie auf die permanente Treue dessen verlassen, auf was auch immer Ihr Euch stützt, sei es ein Ehegatte, ein Vorgesetzter oder die Eltern. Deshalb müsst Ihr ständig dafür „arbeiten“ und seid immer auf der Suche danach, dass Euch kleine „Portionen von Wertschätzung“ zuteilwerden. Das erklärt den angespannten und reizbaren Geisteszustand, in dem sich jemand befindet, der im Ego-Stadium steckt.
Das Ego kann Euch nicht mit echter Liebe und Selbstachtung versorgen. Die Lösung, die es für das Trauma der Verlassenheit anbietet, ist in Wahrheit ein Fass ohne Boden. Die wahre Mission des jungen Seelenbewusstseins ist, selbst zu den Eltern zu werden, die es verloren hat.
Bitte seid Euch dessen bewusst, dass die Struktur des Erdenlebens, der Prozess also, als hilfloses Baby zu beginnen und zu einem in sich ruhenden Erwachsenen heranzuwachsen, Euch oft dazu einlädt, genau das zu tun. Wie oft liegt der Schlüssel zu wahrem Glück in Euren Leben genau darin: dass Ihr Eure eigenen Väter und Mütter werdet und Euch selbst die Liebe und das Verständnis gebt, die Ihr bei Anderen vermisst habt und vermisst. Auf der breiteren, metaphysischen Ebene, von der wir gesprochen haben, bedeutet das: zu dem Verständnis gelangen, dass Ihr Gott seid, nicht eines seiner kleinen, verlorenen Schafe. Das ist die Erkenntnis, die Euch nach Hause bringen wird. Das ist die Erkenntnis, die Euch zum Herzen dessen führen wird, wer Ihr seid, nämlich Liebe und göttliche Macht.
Das Ende des Ego-Stadiums kommt in Sicht, wenn die Seele realisiert, dass sie denselben Handlungs- und Gedankenablauf immer und immer wiederholt. Das Ego verliert seine Dominanz, wenn die Seele des Kämpfens um einen ewig flüchtigen Schatz müde wird. Die Seele beginnt dann, zu argwöhnen, dass die Versprechungen des Spiels, in dem sie sich befindet, falsch sind und es für sie in Wahrheit darin nichts zu gewinnen gibt. Wenn sie müde wird, sich immer wieder zu bemühen und immer alles im Griff zu haben, lässt sie die Kontrolle ein wenig los.
Da nun weniger Energie für die Kontrolle des Verhaltens und der Gedanken weg geht, erschließt sich ein energetischer Raum, der neue und aufregende Erfahrungen ermöglicht. Wenn Ihr in dieses Stadium eintretet, fühlt Ihr Euch anfangs möglicherweise innerlich einfach sehr müde und leer. Dinge, die Euch vorher so wichtig waren, mögen Euch jetzt völlig bedeutungslos erscheinen. Genauso können Ängste an die Oberfläche kommen, die keine klaren oder unmittelbaren Ursachen haben. Das können diffuse Todesängste oder die Angst davor sein, Eure Lieben zu verlieren. Es kann auch Wut im Hinblick auf Situationen in Eurem Beruf oder Euren Beziehungen aufkommen. Alles, was selbstverständlich schien, steht jetzt in Zweifel. Das, was das Ego-basierte Bewusstsein immer verhindern wollte, geschieht nun endlich.
Nach und nach wird der Deckel von der Pfanne gehoben, und alle möglichen unkontrollierbaren Gefühle und Ängste schießen hervor, treten in Euer Bewusstsein und säen Zweifel und Verwirrung in Eurem Leben. Bis zu diesem Moment habt Ihr weitgehend auf Autopilot funktioniert. Viele Gedanken- und Verhaltensmuster sind in Euch automatisch abgelaufen; Ihr habt sie ungefragt geschehen lassen. Das verlieh Eurem Bewusstsein Einigkeit und Stabilität. Wenn aber Euer Bewusstsein wächst und sich ausdehnt, wird Eure Persönlichkeit zweigespalten. Ein Teil von Euch würde gerne an den alten Wegen festhalten, der andere Teil von Euch stellt diese Wege in Frage und konfrontiert Euch mit unbequemen Gefühlen wie Wut, Angst und Zweifel.
Die Ausweitung des Bewusstseins, die am Ende des Ego-Stadiums stattfindet, wird daher oft als ein Spielverderber erlebt, als ein unwillkommener Eindringling, der das Spiel kaputt macht. Dieses neue Bewusstsein bringt nun alles in Aufruhr, was vorher selbstverständlich erschien, und es weckt Gefühle in Euch, von denen Ihr nicht wisst, wie Ihr damit umgehen sollt. Wenn Ihr beginnt, die Ego-basierten Verhaltens- und Gedankenmuster anzuzweifeln, tritt eine völlig neue Seite Eurer selbst in Euer Bewusstsein. Es ist ein Teil von Euch, der die Wahrheit statt der Macht liebt.
Gemäß dem Diktat des Egos zu leben, ist sehr hemmend und unterdrückend. Ihr dient einem kleinen, angsterfüllten Diktator, der auf Macht und Kontrolle aus ist, nicht nur über Eure Umgebung, sondern insbesondere über Euch selbst. Der spontane Fluss Eurer Gefühle und Eurer Intuition wird von diesem Diktator unterdrückt. Das Ego mag Spontaneität nicht besonders. Es hält Euch davon ab, Eure Gefühle spontan auszudrücken, da Gefühle und Emotionen nicht kontrollierbar und vorhersehbar sind, was für das Ego eine Gefahr darstellt. Das Ego arbeitet mit Masken.
Wenn Euer Ego Euch befiehlt: „Sei lieb und rücksichtsvoll, um die Sympathie der Menschen zu gewinnen“, werdet Ihr innere Gefühle des Missfallens und des Ärgers systematisch unterdrücken. Wenn Ihr anfangt, die Berechtigung dieses Diktats anzuzweifeln, kommen diese unterdrückten Emotionen auf einmal wieder an die Oberfläche. Gefühle werden nicht ausgemerzt, nur weil sie unterdrückt werden. Sie leben weiter und gewinnen an Intensität, je länger Ihr sie unterdrückt.
Sobald die Seele die Leere und den Zweifel erlebt, die für das Ende des Ego-Stadiums so charakteristisch sind, ist es ihr möglich, allen Gefühlen und Emotionen zu begegnen, die vorher im Dunkel verborgen lagen, und sich ihnen zuzuwenden. Diese aufgestauten Gefühle und Emotionen sind das Eintrittstor zu Eurem Höheren Selbst. Indem Ihr erkundet, was Ihr wirklich fühlt, statt was Ihr fühlen solltet, stellt Ihr Eure Spontaneität und Eure Integrität wieder her, jenen Teil von Euch, der auch Euer „inneres Kind“ genannt wird. Mit Euren wahren Gefühlen und Emotionen auf Tuchfühlung zu gehen, versetzt Euch auf die Straße zur Befreiung. Die Verwandlung zu einem Herz-basierten Bewusstsein hat dann begonnen.
© Pamela Kribbe
Übersetzung: Yvonne Mohr