Angst
Radio-Sendung in drei Teilen -mit Meditation
von Gerrit Gielen
Willkommen miteinander!
Willkommen bei meiner Radio-Sendung “Mensch und Spiritualität”!
In dieser Sendung werde ich über ein in unserer Welt außerordentlich wichtiges Thema sprechen, über Angst. Denn ohne dass wir es realisieren, ist die gesamte Welt um uns herum, die ganze moderne westliche Gesellschaft, wie wir sie kennen, auf Strukturen der Angst aufgebaut. Im ersten Teil möchte ich darüber sprechen, wie es dazu gekommen ist, wie dies entstanden ist. Danach, im zweiten Teil, möchte ich über die persönliche Angst des Menschen sprechen, und schließlich, zum Ende dieser Sendung, möchte ich euch eine Meditation anbieten, die euch vielleicht helfen kann, mit Angst, mit euren eigenen Ängsten umzugehen.
ENTSTEHUNG UND UMGANG MIT DER ANGST
Kommen wir also zum Thema Angst. Auch in der Tierwelt werden Ängste erlebt. Angst bewirkt bei einem Tier, dass sich sein Bewusstsein auf eine Gefahr außerhalb seiner selbst fokussiert. Das tut Angst immer, sie teilt euch mit: “Da ist etwas Bedrohliches außerhalb von dir”. Bei einem Tier sieht man dann drei mögliche Reaktionen: Fliehen, Kämpfen oder Erstarren. Und die ersten zwei Reaktionen leuchten sofort ein, aber auch die letzte Reaktion kann sehr nützlich sein, denn durch Erstarren hält es in seiner Bewegung inne, und indem es sich nicht bewegt, ist es sehr schwer zu erkennen. Soweit also, was die Tierwelt betrifft. Beim Tier ist es sehr offensichtlich, die Angst bezieht sich immer auf das Hier und Jetzt, da besteht eine konkrete Gefahr, da stürmt ein Löwe auf es zu, und das Bewusstsein lässt das Tier auf diese Gefahr fokussieren. Beim Menschen aber ist dies eher fehlgelaufen, sobald es um Ängste geht. Wie kommt das?
Betrachtet man einen Menschen und seinen Körper, so hat der Körper eine rechte und eine linke Seite, und normalweise arbeiten diese rechte und linke Seite stets sehr gut zusammen. Ich gebrauche meine beiden Hände, oder, wenn ich laufe, beide Beine. Auch wenn eine Seite dominant ist, in meinem Fall die rechte Seite, bedeutet das nicht, dass diese Seite der Anführer oder Chef ist, sondern es besteht eine ganz natürliche Harmonie zwischen beiden Seiten.
Dasselbe gilt auch für das Innere eines Menschen. Auch innerlich hat man sozusagen eine rechte und linke Seite, die wir die männliche und die weibliche Seite nennen. Die männliche Seite ist eine stärker ichgerichtete Kraft. Es geht bei ihr um das “Ich!”. Aus ihr heraus begeben wir uns in das Abenteuer des Lebens hinein, gehen wir das Universum entdecken und wollen wir uns selbst in der Welt manifestieren. Und die weibliche Seite ist die Seite der Wiedererinnerung, der Einheit, der Verbindung, der Spiritualität. Ein Mensch, der im Gleichgewicht ist, ist sich immer dieser weiblichen Seite bewusst. Die weibliche Seite sorgt dafür, dass ihr euch verbunden fühlt, mit euren Mitmenschen, mit dem Kosmos. Die weibliche Seite sorgt dafür, dass ihr in der Lage seid, das Innere eines anderen zu sehen und die Schönheit einer Blume, die Schönheit und die Liebe in den Augen eurer Mitmenschen zu sehen. Oder dass ihr, wenn ihr nachts zu den Sternen hinaufblickt, über die Schönheit der Sterne oder über den Kosmos staunt und euch im Innern verbunden fühlt.
Das bewirkt die weibliche Seite in euch, und die männliche Seite sorgt dafür, dass ihr euch am Abenteuer des Lebens erfreuen könnt, dass ihr euch ins Abenteuer hineinbegeben wollt.
Wie aber stellt es sich in Bezug auf diese beiden Seiten nun bei den Menschen dar?
Es wird einem Menschen – wenn dies in dieser Zeit glücklicherweise auch bereits ein wenig nachlässt – nach seiner Geburt vermittelt: “Du bist ein Junge” oder “Du bist ein Mädchen.” Und für einen Jungen gilt es dann als gut, sich wie ein Junge zu benehmen, und gilt ein mädchenhaftes Verhalten als sehr schlecht. Mit anderen Worten: Der Mensch, der naturgemäß eine Einheit in sich hat – und jeder Mensch hat seine männliche und seine weibliche Seite, selbst wenn eine der Seiten dominant ist -, dieser Mensch wird innerlich faktisch auseinander gerissen. Einem Jungen wird zum Beispiel beigebracht, männliches Benehmen sei gut, und so entfernt er sich von seiner weiblichen Seite und wird sie fortan unterdrücken. Was dann mit einem solchen Jungen geschieht, ist, dass in ihm eine innere Leere entsteht. Er kann seine weiblichen Eigenschaften nicht mehr einbeziehen, er fühlt sich nicht länger verbunden mit dem Kosmos. Die Folge ist, dass er sich auch mit der Welt nicht länger verbunden fühlt und darum denkt: „Ich muss stark sein, ich muss der Anführer, der Boss sein. Ich muss die Dinge kontrollieren und beherrschen.”
Ein extremes Beispiel der der verzerrten männlichen Energie ist ein Heer. Und zu welchem Resultat diese verzerrte männliche Energie führt, sehen wir, wenn wir uns diese Welt anschauen und wenn wir die Erde, unseren wunderbaren blauen Planeten, einmal mit einer Landkarte vergleichen. Auf dieser Landkarte sieht man lauter Linien, Grenzen. Und jedes Land darin hat sein eigenes Heer, muss sich schützen gegen die anderen.
Diese Verzerrungen entstehen also den Verlust der weiblichen Seite in der männlichen Energie, den Verlust einer Einheit, den Verlust von Verbindung. Dann meinen wir, dieses und jenes Stück Land erobern zu müssen, und meinen wir, unsere Mitmenschen beherrschen zu müssen, und meinen wir, die Erde beherrschen zu müssen. Wenn wir uns in der Welt um uns herum umsehen, dann erkennen wir dies in all den äußerlichen Strukturen von Macht, Besitz – viel ergattern zu wollen, viel besitzen zu wollen, viel Geld haben zu wollen, viel Macht haben zu wollen. Dahinter aber steckt Angst. All die Machtstrukturen in dieser Welt, die wir mit der männlichen Energie assoziieren, basieren auf einer verzerrten männlichen Energie, einer Energie, die auf Angst basiert.
Schauen wir uns an, was dies mit der Menschheit macht, so sehen wir, dass dort ein absolutes Ungleichgewicht besteht. Ein Ungleichgewicht zwischen den Menschen untereinander und ein Ungleichgewicht zwischen den Menschen und der Erde. Immer noch mehr haben, haben, haben zu wollen, das ist die männliche Energie, die kontrollieren, beherrschen, erringen, erlangen will. Und der Grund ist die Angst, die aus dem Verlust der Verbindung mit der eigenen weiblichen Energie entsteht.
Doch durch all das Erobern, durch all den Besitz werden diese Männer natürlich dennoch nicht glücklich. Der einzige Weg zurück ins Glück ist, sich diesem inneren leeren Loch der Angst zu stellen, diese Angst zu erlösen und die weibliche Energie wieder zuzulassen. Sich wieder an der Verbindung mit den Mitmenschen – mit der Frau, mit den Kindern und mit anderen zu erfreuen. Sich wieder am Abenteuer des Lebens zu erfreuen. Sobald ein Mensch sich verbunden fühlt, muss er nicht mehr alles besitzen, nicht mehr alles beherrschen.
Stellt euch die Erde einmal vor, wie sie ist, wenn die männliche Energie wieder in ihren natürlichen Zustand zurückgekehrt ist, wenn die Menschen wieder frei sind, frei, als sie selbst zu leben. Denn die die verzerrte männliche Energie sorgt dafür, dass die Menschen sich außerordentlich stark auf die Außenwelt ausrichten. Sie sind fortwährend damit beschäftigt, hart zu arbeiten, mehr Geld zu verdienen. Es bleibt ihnen einfach keine Zeit mehr für sie selbst, keine Beachtung und Zuwendung mehr für sie selbst, kein Wahrnehmen und Fühlen mehr, wer sie wirklich sind, und darum kein Glücklichsein, kein inneres Wachstum. Sie verlieren sich in den Energien der Angst der Gesellschaft.
Das ist also die männliche Seite. Was geschieht nun mit einer Frau, die den Kontakt mit ihrer männlichen Energie verliert? Man sagt zu den Mädchen: “Du bist ein Mädchen, du musst gut sein, du musst dich kümmern, fürsorglich sein, deine Rolle ist, untergeordnet zu sein, dich anzupassen.” Ein jungenhaftes Verhalten – also für sich selbst einzustehen, Karriere zu machen, sich selbst zum Ausdruck zu bringen – gilt für ein Mädchen als schlecht.
Ein Mädchen, das seine Ich-Kraft verleugnet, verliert den Glauben an sich selbst. Sie denkt dann, dass sie nicht gut ist, nicht in Ordnung ist, und versucht dies dadurch zu lösen, noch mehr für andere da zu sein, noch mehr zu geben.
So entsteht bei Männern wie auch bei Frauen die Angst. Bei Männern hat Angst den Effekt, dass sie dominieren wollen, dass sie herrschen wollen, hart wirken wollen, den Boss spielen wollen, erobern wollen. Bei Frauen hat Angst zur Folge, dass sie sich klein machen und sich selbst zurücknehmen. “Benimm dich normal und sei bescheiden. Mach dich nicht größer als du bist.” Diese Ausdrücke drücken ein Stück weit die weibliche Angst aus. “Sei wie andere. Und stelle dich in den Dienst an anderen.”
Das sind die zwei großen Ängste, auf die unsere Gesellschaft aufgebaut ist. Die männliche Angst, die dafür sorgt, dass man das Universum als einen feindlichen Ort ansieht – das muss man erobern, das muss man beherrschen – und dass man durch den Verlust des Kontakts mit seiner Weiblichkeit, mit seiner inneren Frau, in seinem Leben einen Mangel an Verbindung erfährt und darum schließlich auch die Liebe zu bezwingen und einzunehmen versucht – was immer man auch bezwingen oder einnehmen kann.
Doch kann Menschen zwar unterwerfen, zum Gehorsam zwingen, aber man kann sie niemals zwingen, einen zu lieben. Dafür muss man imstande sein, dem anderen in die Augen zu sehen und diesen anderen wirklich zu sehen, ihn als Menschen wertschätzen zu lernen. Und dafür braucht man die weibliche Seite seiner selbst.
Und ebenso auch die weibliche Angst: Die weibliche Angst ist die Angst, selbst nicht vollwertig zu sein, wenn sie den Kontakt mit ihrer Quelle, mit den eigenen Ich, mit ihrer eigenen männlichen Kraft verloren hat.
Die Ich-Energie ist die Liebe für euch selbst. Es geht bei ihr darum, euch selbst wertzuschätzen, euch selbst zu respektieren, Ja sagen zu können zu euch selbst. Wenn ihr als Frau lernen wollt, den Kontakt mit der männlichen Energie wieder herzustellen, müsst ihr euch nicht darin üben “Nein” zu sagen, Grenzen setzen zu lernen, ihr müsst lernen, “Ja” zu euch selbst zu sagen, lernen, euch selbst liebevoll zu empfangen.
Eskommen in meine Praxis oft Frauen, die das erkennen, die sich dessen bewusst sind, dass sie mehr für sich selbst einstehen müssen, mehr für sich selbst stehen müssen. Und diese Frauen üben dann, Nein! zu sagen, und sie sagen “Grenzen setzen, das muss ich lernen!” Und ich sage zu ihnen dann, nein, das ist es nicht, worum es geht. “Worum es geht, ist dass du wieder lernst, dich selbst zu lieben, dich selbst lieb zu haben; dass du bereit bist, dich selbst zu empfangen, dass du Ja sagst zu dir selbst.” Aus dem Ja zu euch selbst erschafft ihr für euch einen Platz, einen Raum in dieser Welt. Ja zu sagen zu euch selbst heißt sozusagen, dass ihr in euch selbst ein Feuer entzündet, das Feuer der Kreativität, das Feuer eures eigenen Lichts und das Feuer, in dieser Welt eurem eigenen Weg, eurem eigenen Kurs zu folgen. Wenn ihr das tut, dann müsst ihr nicht mehr Nein sagen, die Menschen merken es euch dann an, sie spüren, “Die steht in ihrer Kraft, sie folgt ihrem eigenen Weg”, und werden euch dann nicht mehr umher schubsen oder zum Narren halten.
Das ist die Botschaft für Frauen: Ja sagen lernen zu sich selbst.
Und die Botschaft für Männer ist, wieder Ja sagen zu lernen zu der weiblichen Seite und sich dadurch wieder mit dem Kosmos verbunden zu fühlen, sich wieder eins zu fühlen mit dem Leben.
So ist also die Angst in der menschlichen Gesellschaft entstanden. Blickt man um sich, sieht man eine Welt, in der Macht, das Erwerben von Besitz, äußerliche Schönheit, all die äußerlichen Dinge eine enorme Rolle spielen und was sich dahinter verbirgt, ist Angst.
Im nach der Pause folgenden Teil möchte ich über die inneren Ängste von Menschen sprechen, darüber, was dabei in den Menschen vor sich geht, und darüber, zu lernen, sich der Angst zu stellen.
PERSÖNLICHE ÄNGSTE
Hallo und willkommen zum zweiten Teil.
In diesem zweiten Teil möchte ich über persönliche Ängste sprechen. Ich habe eben beschrieben, wie Angst sich in der Gesellschaft manifestiert und inwiefern unsere Welt auf Strukturen der Angst aufgebaut ist – denn so ist es durchaus zu sehen: Wir werden hier als Kind geboren und lernen dann ganz selbstverständlich, dass man Geld verdienen muss, dass man sich absichern muss, dass man Karriere machen muss. Was geschieht in solchen Strukturen nun in einer Schule? Worum dreht sich das Geschehen dort?
In der Schule dreht sich alles um die Welt um euch herum, um die Außenwelt. Bei allem, was ihr lernt – Erdkunde, Geschichte, Mathematik, Sprachen -, geht es niemals um eure innere Welt, euer inneres Universum. Es geht dort immer um die Welt um euch herum, und damit wird euch nebenbei eine unausgesprochene Botschaft vermittelt, und diese Botschaft lautet: “Du bist nicht wichtig.” Wenn ihr euch selbst dennoch wichtig findet, während ihr in der Klasse, im Unterricht seid – wenn ihr euren Fantasien nachgeht, wenn ihr tagträumt, wenn ihr euch nach innen wendet -, dann werdet ihr dafür gemaßregelt: Ihr müsst beim Unterrichtsstoff bleiben.
Und so zwingt man ein Kind dann, seine Aufmerksamkeit, seine Energie ganz und gar auf die Außenwelt zu richten, in der sich letztlich alles um Strukturen der Angst dreht und darum, in diesen Strukturen mitzugehen. Ein Kind muss sich anpassen und fügen und soll nicht nach innen gehen. Die Innenwelt wird außen vor gelassen und vernachlässigt.
Wenn man dann ein Kind obendrein innerlich auseinander gerissen hat – getrennt hat in Jungen und Mädchen -, dann sitzt dort ein Kind mit Ängsten. Und diesen Ängsten wird sich nie zugewandt. Es wird nicht gelehrt, diese Ängste zu heilen, nein, bei den Menschen geht das so nicht vor sich. Bei einem Tier sorgen die Ängste für eine primäre Reaktion – kämpfen, fliehen oder erstarren. Aber ein Mensch reagiert auf seine Ängste, indem er in seinen Kopf geht, sich Sorgen macht und nachzudenken beginnt: “Wie muss ich dies und jenes machen? Was muss ich jetzt tun? Was sollte ich bleiben lassen?”, und immer so weiter und so fort.
Mit anderen Worten: Seine inneren Ängste sorgen dafür, dass der Mensch sich um seine Zukunft zu sorgen beginnt und nun seine Energie darauf ausrichtet. Und so wird dieser Mensch zu einem Wesen, das in seinem Kopf feststeckt und von seiner Angst angetrieben wird. Der erste Schritt, den er zur Lösung tun kann, ist dann, nach innen zu gehen. Und was er braucht, um nach innen zu gehen, ist Zeit. Ein Mensch kann nur nach innen gehen, wenn er bereit ist, sich selbst Zeit zu geben, Zeit für sich selbst zu schaffen.
Wenn man noch nie innen gewesen, sich noch nie nach innen gewendet hat – und dabei geht es im Grunde, darum, sich hinzusetzen und zu meditieren, also zu fühlen, denn genau das ist Meditieren: “Was geschieht da jetzt, was fühle ich jetzt, was geht da in mir vor sich?” -, wenn man das noch nie getan hat, dann ist es zunächst recht mühselig. Denn euer Kopf steckt dann voll mit Gedanken und ihr selbst werdet zu diesen Gedanken hingezogen und beginnt über Dinge nachzusinnen wie “Ok, was muss ich morgen alles tun? Ich muss dies und das erledigen und das und das regeln und dies und das und jenes…”, mit anderen Worten: Ihr steckt erneut in eurer Angst, eurem Angstdenken. Die Kunst ist, eure Angst zu fühlen. Das erweist sich dann erstmal als schwierig, denn Angst teilt euch vor allem mit, dass da ein Problem außerhalb von euch besteht.
Angenommen ihr habt zum Beispiel furchtbare Angst vor einer Spinne. Was macht dann die Angst? Sie fokussiert euer Bewusstsein ganz und gar auf die Spinne, und alles dreht sich um: “Die Spinne ist eine Bedrohung, wie komme ich der Spinne davon? Muss ich sie töten oder muss ich fliehen oder muss ich dies oder das oder jenes…?” Die Kunst ist dann, nach innen zu gehen und eure eigene Angst fühlen zu lernen.
Wenn ihr erkennen lernt, dass die Angst das Problem ist, mit dem ihr da zu kämpfen habt, habt ihr bereits einen wichtigen Schritt getan. Lernt die Angst als das Problem sehen. Und dann erkundet für euch selbst: Wie ist diese Angst entstanden?
Angst entsteht, wo in euch selbst Lücken, leere Stellen sind. Ein Mensch, der ganz und vollständig ist, ist frei von diesen unnatürlichen Ängsten. Er wird natürlich Angst haben, wenn auf einmal ein Löwe auf ihn zugestürmt käme, aber wenn die Gefahr vorüber ist, ist auch die Angst wieder vorbei. Dieses fortwährende Angst Haben und Sorgen Machen über die Zukunft hat ein Tier nicht und hat auch ein geistig gesunder Mensch nicht. Der geistig gesunde Mensch ist sich seines eigenen Ichs bewusst und empfindet Liebe für sich selbst – das ist die männliche Seite der Liebe – und fühlt sich auch mit dem Kosmos verbunden – die weibliche Seite der Liebe.
Was dieses Verbunden Sein mit dem Kosmos betrifft, so geht es dabei darum, den Kosmos, die Welt um euch herum, die Erde, den Himmel als lebend, als lebendig zu erfahren. Zu fühlen, dass hinter der Erde, hinter dem Sternenhimmel ein lebendiges Bewusstsein steht. Solange man also denkt, dass die Erde tot sei oder dass man umringt sei von Feinden oder feindlichen Kräften und dass das Leben vom Zufall bestimmt werde, wird man in Angst leben. Gedanken wie, dass ihr selbst lebt, lebendig seid, die Welt um euch herum, der Kosmos jedoch von toten Teilchen oder Atomen regiert wird, können nur aufkommen, wenn der Kontakt mit der weiblichen Energie verloren gegangen ist. Denn die weibliche Energie sorgt für eine Verbindung von Herz zu Herz. Die weibliche Energie sorgt dafür, dass ihr selbst im Stein fühlt, dass in ihm ein latentes Bewusstsein verborgen ist, dass in der Erde Bewusstsein ist, und dass ihr mit diesem Bewusstsein verbunden seid.
Der innerlich vollständige Mensch, der in sich sowohl das Männliche als auch das Weibliche umfasst, fühlt sich geborgen in einem lebendigen, liebevollen Universum. Und er weiß: “Ich habe einen Platz in diesem Universum. Es gibt einen Weg für mich in diesem Universum.”
Wie ich also sagte, geht erst nach innen und sucht die Ängste hinter euren Sorgengedanken auf. Wenn ihr euch Sorgen macht wie: “Werde ich meinen Job verlieren? Steht es vielleicht schlecht mit meiner Beziehung?”, oder welche Sorgen auch immer ihr habt, dann haltet zuerst mit eurem Denken inne und fühlt die Angst hinter diesem Gedanken. Und ich empfehle euch, dieser Angst dabei einmal ein Gesicht zu geben. Lasst die Angst in euch einmal zu jemandem werden, der sich fürchtet. Und begreift zutiefst: “Dort befindet sich ein Loch, eine Lücke in mir, und ich kann diese Lücke auffüllen mit meinem eigenen Licht.”
Angst weist euch, wie ich sagte, immer darauf hin, wo ihr wachsen könnt. Darum fürchtet euch nicht, nach innen zu gehen, spürt und sucht eure Angst auf und werdet euch bewusst, dass ihr dadurch, dass ihr dorthin nach innen geht, zu einem vollständigeren Menschen werdet. Denn dort sind Teile von euch selbst verschwunden. Da warten Teile darauf, integriert zu werden.
Wenn ihr euch Sorgen über die Zukunft macht, könnt ihr sie niemals durch das Denken auflösen, denn ihr wisst nicht, was die Zukunft bringt. Wenn ihr euch Sorgen über die Zukunft macht, dann geht ihr davon aus, dass die Zukunft und das Universum feindlich sind. Lasst euch einmal überraschen. Vertraut darauf, dass da wunderbare Dinge zu euch auf euren Weg kommen. Und vertraut auch darauf, dass, wenn ihr euch selbst als Mensch vollständiger, reicher macht, auch eure eigene Schöpferkraft zunimmt.
Das Universum reagiert darauf, wer ihr seid. Und je vollständiger ihr als Mensch werdet, desto mehr Schöpferkraft, desto mehr Seinskraft strahlt ihr aus. Ihr verändert das Leben, ihr zieht andere Menschen, andere Umstände an.
Der Mensch ist von Natur aus ein Schöpfer. Und indem man den Menschen innerlich vollkommen in Männlich und Weiblich trennt und auseinander reißt, verliert er seine Schöpferkraft. Er ist eine natürliche Quelle der Kreativität.
Dadurch, wieder ein Ganzes zu werden, verliert ihr die Ängste und findet ihr den Mut, euren eigenen Weg zu gehen und euch selbst zum Ausdruck zu bringen. Aber ihr findet auch noch etwas anderes wieder: die Verbundenheit mit euren Mitmenschen, mit dem Leben um euch herum. Und aus dieser Verbundenheit heraus werdet ihr auch die Erde, die Natur wieder wertschätzen.
Stellt euch einmal vor, dass die Erde ein lebendiges Bewusstsein ist und dass ihr dieses lebendige Bewusstsein fühlt und dass ihr den Kontakt mit ihm spürt. Dann fühlt die Erde sich von euch gesehen.
Derzeit misshandeln wir die Erde. Unsere gesamte Ökonomie basiert auf der Misshandlung der Erde – wir beuten die Erde aus, wir entziehen ihr alle möglichen Rohstoffe und wir geben der Erde Verschmutzung als Dank zurück.
Das kann nicht immer so weitergehen. Und der Schüssel liegt nicht in einer anderen Handlungsweise, sondern einer anderen Seinsweise, einer anderen Art und Weise, die Erde zu betrachten. Und diese andere Art und Weise, die Erde zu betrachten, beginnt mit einer anderen Art und Weise, uns selbst zu betrachten. Damit, dass wir uns selbst wieder als vollständige, ganze Menschen, als schöpferische Wesen sehen. Und der erste Schritt, das zu tun, ist, unsere Ängste anzuschauen – nach innen zu gehen, unsere Ängste zu fühlen.
Fühlt eure Ängste und seht also dort, in euch selbst, jemand sitzen, der sich fürchtet, ein ängstliches Kind. Heilt es [s. Meditation], macht euch selbst wieder vollständig. Indem ihr euch selbst heilt, heilt ihr auch die Beziehung zu eurer Umgebung, zu euren Mitmenschen. Indem ihr euch selbst heilt, helft ihr der Menschheit, den Übergang von einer Welt, die auf Angst basiert, zu einer Welt, die auf Liebe basiert, zu vollziehen.
Eine Welt, die auf Liebe basiert, ist eine Welt ohne Grenzen, eine Welt ohne Gewalt, eine Welt, in der Menschen sie selbst sein können, eine Welt, in der Menschen einander ermutigen, sie selbst zu sein, voll und ganz zu ihrer Entfaltung zu kommen, und auch eine Welt, in der wir in Harmonie mit der Natur, mit der Erde, mit unseren Mitmenschen leben.
MEDITATION
Nun folgt eine Mediation mit einer Einleitung und einer Führung zum Umgang mit Angst und Schmerz. Es empfiehlt sich, es sich bequem zu machen und eventuell ein Taschentuch bei sich zu haben. [A.d.Ü.]
Vielen Dank für das Anhören meiner Sendung.
Übersetzung: Yvonne Mohr