Vom Ego zum Herzen, Teil II
Jeshua, gechannelt durch Pamela Kribbe
Die Erforschung Eurer inneren Wunden
Wir haben vier Schritte in der Transformation des Ego-basierten zum Herz-basierten Bewusstsein unterschieden.
1) Unzufriedenheit mit dem, was das Ego-basierte Bewusstsein zu bieten hat, Sehnsucht nach „etwas Anderem“: der Anfang vom Ende
2) Sich Eurer Beziehung mit dem Ego-basierten Bewusstseins bewusst werden und die mit dem Ego einhergehenden Gefühle und Gedanken erkennen und loslassen: die Mitte vom Ende
3) Die alten, Ego-basierten Energien in Euch sterben lassen, den Kokon abstreifen und zu Eurem Neuen Selbst werden: das Ende vom Ende
4) Das Erwachen eines Herz-basierten Bewusstseins in Euch, motiviert von Liebe und Freiheit; Anderen helfen, den Übergang zu schaffen.
In diesem Kapitel werden wir über den zweiten Schritt sprechen.
Wenn Ihr aufhört, Euch mit dem Ego zu identifizieren, kommt Ihr zunächst in eine Phase der Verwirrung darüber, wer Ihr eigentlich seid. Diese Verwirrung kann tief gehen und sehr philosophischer Natur sein. Ihr fangt an, Fragen über die Bedeutung des Lebens zu stellen, über Gut und Schlecht und darüber, was Ihr, im Gegensatz zu dem, was Andere Euch zu denken und zu fühlen beigebracht haben, wirklich denkt und fühlt. Diese Fragen sind plötzlich sehr real für Euch und sie haben eine direkte Auswirkung auf die Lebensentscheidungen, die Ihr trefft. Ihr betrachtet Euch selbst und Ihr denkt: „Bin das wirklich ich? Ist dies, was ich wirklich will?“. Es fällt Euch jetzt schwer, Entscheidungen zu treffen, denn nichts ist mehr selbstverständlich.
Eigentlich macht Ihr jetzt einen Schritt zurück, einen Schritt ins Tiefe, einen Schritt nach innen. Ihr werdet Euch tiefer liegender Teile Eurer selbst bewusst, Teile, die weniger durch Eure Erziehung und die Gesellschaft konditioniert wurden. Ihr erhaltet flüchtige Einblicke darein, wer Ihr wirklich seid: in Eure Einzigartigkeit, Eure Individualität. Ihr erinnert Euch, dass da ein Teil in Euch ist, der auf nichts um Euch herum angewiesen ist, nicht auf Eure Eltern, Eure Arbeit, Eure Beziehungen, nicht einmal auf Euren Körper. Das ist der Moment, in dem Ihr – vage – Eure Göttlichkeit spürt, den Teil von Euch, der vollständig ungebunden und ewig ist.
Tatsächlich seid Ihr alle multidimensionale Wesen: Ihr könnt Euch in mehreren unterschiedlichen Realitäten gleichzeitig manifestieren und tut das auch. Ihr seid nicht an einen linearen Zeitrahmen gebunden. Eure derzeitige Persönlichkeit ist nur einer der Aspekte der multidimensionalen Wesenheit, die Ihr seid. Wann immer Ihr erkennt, dass Euer aktueller Ausdruck als physisches menschliches Wesen nur ein Aspekt von Euch ist, geht Ihr über ihn hinaus und könnt Ihr Kontakt mit dem weit größeren Selbst aufnehmen, das Ihr seid.
Aber bevor Ihr dorthin gelangt, müsst Ihr die verwundeten Teile in Euch heilen.
Gemäß den Diktaten und Anforderungen des Egos zu leben, hat in Euch psychische Wunden hinterlassen. Das Loslassen des Ego-basierten Bewusstseins erzeugt anfangs Verwirrung, Zweifel und Orientierungslosigkeit. Nach diesem ersten Schritt tretet Ihr in ein neues Stadium ein: das Stadium des Beobachtens, Verstehens und Heilens Eurer inneren Wunden. Über dieses Stadium werden wir jetzt sprechen.
Unter der Kontrolle des Egos waren Eure Handlungen und Gedanken über eine lange Zeit von Furcht bestimmt. In gewisser Weise seid Ihr rücksichtslos Eurem Verlangen nach Macht, Anerkennung und Kontrolle gefolgt. Damit habt Ihr Euer eigenes Wesen aufgegeben. Euer Verhalten basierte auf äußeren Standards statt auf Euren eigenen wahren Bedürfnissen. Zudem wart Ihr nicht in der Lage, jemand Anderen wirklich zu lieben, denn Liebe ist das genaue Gegenteil von dem Bedürfnis zu kontrollieren oder zu herrschen. Dieser gesamte Bewusstseinszustand stellte einen Angriff auf die Integrität Eurer Seele dar. Die Seele litt unter der Herrschaft des Egos.
Wenn Ihr Euch aus dem Zugriff und Griff des Egos befreit, wird dieser innere Schmerz offensichtlicher für Euch. Er liegt offen vor Euch – nackt und bloß -, der Masken beraubt. Ihr wisst jedoch noch nicht, wie Ihr mit diesem Schmerz umgehen sollt, weil Ihr noch immer in einem Zustand der Verwirrung und Orientierungslosigkeit seid. In den meisten Fällen geht Ihr durch ein Stadium, in dem Ihr Eure inneren Wunden verurteilt, weil sie Euch zu negativen Verhaltensmustern zu verleiten scheinen: Süchte, Depression, unkontrollierbare Stimmungsschwankungen, Kommunikationsprobleme, Probleme in innigen Beziehungen.
Diese Verurteilung Eurer selbst bereitet der Seele, die gerade erst angefangen hatte, sich dem Licht zuzuwenden, noch mehr Schmerzen. Die Seele lässt von ihrem Bedürfnis nach Macht und Kontrolle ab, sie wird empfindsamer… und verfängt sich dann in Selbstverurteilungen.
Viele Menschen wandern in diesem Niemandsland zwischen dem Ego und dem Herzen umher. Sie suchen nach einer liebevolleren Wirklichkeit, aber sie befinden sich noch immer in Reichweite der Peitsche des Egos.
In Wirklichkeit ist es nicht Euer innerer Schmerz, der Euch zum Opfer dessen macht, was Ihr bei Euch selbst für „negative Verhaltensmuster“ haltet. Es ist Eure Verurteilung des Schmerzes, die die Negativität hervorruft. Wenn Ihr Euch selbst aus einer Haltung der Akzeptanz heraus betrachtet, dann seht Ihr nicht eine abhängige, deprimierte oder scheiternde Persönlichkeit. Ihr seht einfach nur einen inneren Schmerz, dessen man sich so sanft und gütig wie nur möglich annehmen sollte.
Der wichtigste Schritt in Phase zwei des Übergangs vom Ego zum Herzen besteht darin, dass Ihr bereit seid, Euren inneren Schmerz zu verstehen: ihn anzunehmen, seine Ursachen zu verstehen und ihm zu erlauben, da zu sein.
Wenn Ihr den Kern der Angst wahrnehmen könnt, die allen Ausdrucksformen des Ego-zentrierten Bewusstseins innewohnt, dann habt Ihr die Realität des Herz-basierten Bewusstseins betreten. Wie verwerflich das Verhalten eines Anderen auch sein mag, wenn Ihr darin den Schmerz, die Einsamkeit und das Bedürfnis nach Selbstschutz erkennt, nehmt Ihr Kontakt zu der Seele auf, die das negative Verhalten an den Tag legt. Sobald Ihr die Angst der Seele erkennt, seid Ihr in der Lage, zu vergeben. Das gilt zuerst und vor allem für Euch selbst.
Nehmt etwas, das Ihr an Euch wirklich verabscheut, etwas, das Euch wirklich nervt, und von dem Ihr denkt, dass Ihr Euch dessen längst entledigt haben solltet. Es kann Unsicherheit oder Faulheit oder Ungeduld oder eine Abhängigkeit sein: irgendetwas, von dem Ihr denkt es sollte nicht da sein. Und jetzt versucht, die wahren Motive hinter diesem Verhalten oder dieser Neigung zu erkennen. Was zwingt Euch dazu, dies wieder und wieder zu fühlen oder zu tun? Könnt Ihr in Eurer Motivation ein Element der Angst erkennen?
Fällt Euch auf, dass sobald Ihr erkennt, dass da Angst ist, Ihr innerlich weich werdet und so etwas fühlt wie „Du meine Güte, ich wusste nicht, dass Du solche Angst hattest! Ich werde Dir helfen.“? Jetzt liegt Toleranz in Eurer Haltung. Es sind Liebe und Vergebung da.
Solange Ihr Angst-basiertes Verhalten, wie Aggression, Abhängigkeit, Unterwürfigkeit, Eitelkeit etc. als „schlecht“, „sündhaft“ oder „dumm“ einstuft, urteilt Ihr. Aber auch das Urteilen selbst ist eine auf Angst basierende Handlung. Ist Euch schon aufgefallen, dass Ihr Euch innerlich verhärtet, wenn Ihr über etwas urteilt? Etwas zieht sich zusammen, Ihr presst vielleicht die Lippen aufeinander und Eure Augen werden kalt. Die Frage wäre „Warum müssen wir Dinge verurteilen? Was treibt uns dazu, Dinge auf richtig und falsch zu reduzieren? Welche Angst liegt unserem Bedürfnis, zu urteilen, zugrunde?“ Es ist eine Angst davor, uns unserer inneren Dunkelheit zuzuwenden. Es ist im Grunde die Angst davor, zu leben.
Wenn Ihr Euer Ego-basiertes Bewusstsein aufgebt, werdet Ihr eine ganz neue Art und Weise entwickeln wollen, die Dinge zu betrachten. Diese neue Sichtweise kann am besten mit „neutral“ beschrieben werden, was bedeutet, dass sie schlicht zur Kenntnis nimmt, was ist, und sich nicht dafür interessiert, wie Dinge „sein sollten“. Ihr beobachtet die Ursachen und Wirkungen des Ego-basierten Verhaltens, erkennt die ihnen zugrunde liegende Angst und das Ego wird damit für Euch transparent. Und was immer auch transparent für Euch ist, könnt Ihr loslassen, wenn Ihr wollt.
Jedes menschliche Wesen kennt Angst. Jeder von Euch kennt die Dunkelheit und die Einsamkeit, die damit einhergehen, in seiner Angst gefangen zu sein. Wenn sich im Gesicht eines Kindes unverhohlene Angst zeigt, reagieren die meisten Menschen sofort, indem sie helfend ihre Hände ausstrecken. Wenn Angst sich aber nur indirekt, in den Masken von Gewalt und Brutalität zu erkennen gibt, dann scheint sie unverzeihlich zu sein. Je zerstörerischer und grausamer das Verhalten ist, desto schwerer fällt es, die Angst und Hoffnungslosigkeit dahinter zu erkennen.
Und doch seid Ihr in der Lage, dies zu tun.
Von den Untiefen Eurer eigenen Erfahrungen aus, die Ihr selbst mit Angst und Hoffnungslosigkeit gemacht habt, kommt Ihr mit der tiefen Angst in den Seelen von Mördern, Vergewaltigern und Kriminellen in Kontakt.
Es ist Euch möglich, Ihre Handlungen zu verstehen. Und wenn Ihr das auf der Grundlage Eurer eigenen vertrauten Erfahrungen mit der Dunkelheit tut, dann könnt Ihr sie loslassen. Ihr könnt sie da sein lassen, ohne das Bedürfnis, irgendeine davon zu beurteilen. Wenn Ihr Angst tatsächlich als eine Kraft erkennt, die einfach ist, und die Euch durch Eure eigene Lebenserfahrung weidlich vertraut ist, könnt Ihr das Verurteilen loslassen. Angst ist weder gut noch schlecht. Angst IST, und ihr kommt eine ganz bestimmte Rolle zu.
Auf eine Weise, die in menschlichen Begriffen sehr schwer zum Ausdruck zu bringen ist, ist Angst sowohl ein Segen als auch eine Qual. In jedem Fall wurde die Entscheidung, Angst in Eure Realität aufzunehmen, nicht für Euch getroffen. Ihr selbst wart die Götter, um es so zu sagen, die es der Angst ermöglichten, eine wesentliche Rolle in Eurer Realität zu spielen. Ihr habt das nicht getan, um Euch selbst zu quälen, sondern um zu erschaffen, um eine Realität zu erschaffen, die mehr Substanz, mehr „Fülle“ in sich hat als eine ausschließlich auf Liebe aufgebaute Realität. Ich erkenne, dass das unglaublich klingen mag, aber vielleicht könnt Ihr intuitiv erfassen, was ich Euch hier zu sagen versuche.
Angst ist ein wichtiger Teil der Schöpfung. Wo Angst ist, ist keine Liebe. Wo keine Liebe ist, kann sie auf neuen und unvorhersehbaren Wegen gefunden werden. Durch die Abwesenheit von Liebe kann eine große Bandbreite von Gefühlen erfahren, ja sogar geschaffen werden. Das Fehlen von Liebe kann auf verschiedenste Weise gefühlt werden. Die Gegenwart der Liebe kann nur vor dem Hintergrund von Angst wahrgenommen werden. Andernfalls wäre sie allumfassend und Ihr würdet sie schlicht nicht wahrnehmen.
Indem Ihr also die Furcht erschaffen habt, indem Ihr Euch selbst aus dem Ozean der Liebe, der Euch umgeben hatte, hinauskatapultiert habt, habt Ihr Euch selbst ermöglicht, zum ersten Mal die Liebe zu erfahren.
Versteht Ihr das?
Ihr habt nicht die Liebe erschaffen, aber Ihr habt die Erfahrung von Liebe erschaffen. Um dies zu tun, brauchtet Ihr einen Gegensatz, etwas anderes als Liebe, und Ihr habt als Instrument hierfür die Angst verwendet. Wir auf der anderen Seite des Schleiers können die spirituelle Rolle, die die Angst in Eurer Realität spielt, klar erkennen. Deswegen bitten wir Euch eindringlich, wieder und wieder, nicht zu urteilen. Bitte urteilt nicht über die Angst und die Dunkelheit, die sie mit sich bringt, weder bei Euch selbst noch bei irgendjemand Anderem. Ihr alle seid aus der Liebe geboren und zur Liebe werdet Ihr zurückkehren.
Wenn Ihr in Phase zwei des Transformationsprozesses vom Ego zum Herzen eintretet, werdet Ihr mit Eurem Schmerz und Eurer Angst konfrontiert, und Ihr seid dazu eingeladen und aufgefordert, sie mit Verständnis und Akzeptanz zu betrachten.
Nachdem Ihr Euch Eurer inneren Wunden und Eurer Angst bewusst geworden seid, geht Ihr möglicherweise zunächst durch eine Phase der Selbstbeurteilung, in der Ihr eventuell ein zerstörerisches Verhalten an den Tag legt. Es mag scheinen als würdet Ihr rückwärts statt vorwärts gehen. In diesem Moment befindet Ihr Euch in der Gefahrenzone, im Niemandsland zwischen dem Ego und dem Herzen. Ihr wisst, dass Ihr das Alte loswerden wollt, aber Ihr könnt das Neue noch nicht richtig annehmen, und verfangt Euch daher in Selbstzweifeln und Selbstbeurteilungen. Der Wendepunkt ist erreicht, wenn Ihr aufhört, Euch selbst zu beurteilen – wenigstens für eine Weile.
Erst dann, wenn Ihr bereit seid, Euch selbst mit einer Haltung des Interesses und der Offenheit zu betrachten, tretet Ihr in die Realität des Herz-basierten Bewusstseins ein. Bis dahin vergleicht Ihr Euch immer nur mit einem künstlichen Standard oder einem Ideal, dem Ihr nicht entsprechen könnt. Ihr geißelt Euch deswegen selbst und versucht dann erneut, Euch in die Gussform zu zwängen, die Ihr in Eurem Kopf für Euch entwickelt hattet.
Diese Art von Perfektionismus, ich sage es Euch, ist eine mörderische Waffe. Sie ist so ziemlich das Gegenteil von Liebe. Liebe vergleicht nicht und, noch wichtiger, sie möchte Euch nie in irgendetwas hineinzwingen oder Euch in irgendeiner Weise verändern. Liebe hat kein Auge für das, was sein sollte. Schon die Kategorie „sollte“ liegt dem Bewusstsein des Herzens fern. Vom Standpunkt des Herzens aus gesehen, sind moralische Kategorien lediglich Möglichkeiten, die Realität zu interpretieren oder „einzuteilen“. Sie sind Ideen in Eurem Kopf, und wie Ihr wisst, können sie von Kopf zu Kopf sehr unterschiedlich sein. Gerade das Bedürfnis, Standards zu setzen und das Gute zu definieren, ist der Wegbereiter für menschliche Konflikte und Krieg. Es sind weniger die Ideen als vielmehr das ihnen zugrunde liegende Bedürfnis nach Kontrolle und Festlegung, das Aggressionen und Konflikte heraufbeschwört.
Politische, persönliche oder spirituelle Ideale und Standards von Gesundheit, Schönheit und Vernunft, sie alle versorgen Euch ständig mit Maßstäben davon, wie die Dinge sein sollten oder wie Ihr Euch verhalten solltet. Sie alle sind der Versuch, festzuschreiben und zu definieren, was GUT ist.
Aber LIEBE hat kein Interesse daran, das Gute zu definieren. Sie interessiert sich nicht für Ideen, sondern für die Realität. Liebe wendet sich dem zu, was real ist.
Das Herz interessiert sich für alles, was es gibt, für alle tatsächlichen Ausdrucksformen von Euch, für die destruktiven wie auch für die konstruktiven. Es nimmt einfach zur Kenntnis; es ist einfach da und umgibt Euch mit seiner Gegenwart, wenn Ihr es lasst.
Wenn Ihr Euch der Realität der Liebe, der Realität des Herzens öffnet, lasst Ihr das Urteilen los. Ihr akzeptiert, wer Ihr in diesem Moment seid. Ihr erkennt, dass Ihr aus einer Vielzahl von Gründen, die Ihr nun zu erkunden und zu untersuchen beginnt, so seid, wie Ihr seid.
Wenn dieser Moment eintritt, ist das ein großer Segen für die Seele. Ihr seid jetzt in der Lage, Euch selbst zu heilen. Ihr werdet von Zeit zu Zeit wieder in die Selbstbeurteilung zurückfallen, aber jetzt habt Ihr eine bewusste Erinnerung daran, wie sich Liebe anfühlt. Und sobald Ihr sie habt, werdet Ihr sie immer neu suchen und finden, denn Ihr habt wieder den vertrauten Duft Eurer Heimat gekostet.
In der zweiten Phase des Übergangs vom Ego zum Herzen tretet Ihr in engeren Kontakt mit Euch selbst. Ihr seht Euch Euer Gepäck aus der Vergangenheit genauer an. Ihr durchlebt schmerzhafte Erinnerungen neu, Erinnerungen aus diesem Leben, vielleicht auch Erinnerungen aus früheren Leben. Das psychische Gepäck, das Ihr aus all Euren bisherigen Leben, bis hinein in die Gegenwart, mit Euch tragt, bildet Eure aktuelle Identität. Ihr könnt Euch dieses Gepäck als einen Koffer voller Kleider vorstellen. Ihr habt in der Vergangenheit viele Rollen gespielt und viele Identitäten angenommen wie Kleidungsstücke. An manche Rollen habt Ihr so stark geglaubt, dass Ihr sie irgendwann als Teil Eurer Identität betrachtet habt. „Das bin ich“, denkt Ihr von solchen Rollen oder „Kleidern“.
Wenn Ihr aber einmal wirklich nachforscht, was diese Rollen mit Euch zu tun haben, werdet Ihr feststellen, dass Ihr nicht sie seid. Ihr seid nicht die psychischen Rollen oder Identitäten, die Ihr übernehmt. Ihr seid nicht Eure Kleider. Ihr habt diese Rollen aus einem Bedürfnis der Seele nach Erfahrung genutzt.
Die Seele hat Freude an allen Erfahrungen, weil sie Teil des Lernprozesses sind, dem sie sich verpflichtet hat. Alle Erfahrungen sind hierfür hilfreich und wertvoll.
Wenn Ihr einen genaueren Blick auf Eure eigenen Rollen oder Identitäten werft, werdet Ihr bald feststellen, dass es schmerzhafte, ja sogar traumatische Erfahrungen in Eurer Vergangenheit gab, die Euch noch immer anhaften. Ihr scheint unfähig, sie einfach loszulassen. Sie sind wie eine „zweite Haut“ geworden, Haut statt nur Kleidungsstück.
Dies sind die schwierigen Elemente Eurer Vergangenheit, die Teile, die Euch jetzt davon abhalten, das Leben wirklich zu leben und zu genießen. Ihr habt Euch so sehr mit diesen Teilen identifiziert, dass Ihr denkt, Ihr seid sie. Aus diesem Grund fühlt Ihr Euch als Opfer und zieht daraus negative Schlüsse über das Leben. Aber diese Schlüsse gelten nicht für das Leben als solches, sie gelten nur für die traumatisierten Teile im Bewusstsein Eurer Seele.
Eben diese Teile brauchen jetzt Heilung. Ihr heilt sie, indem Ihr wieder in die Vergangenheit einsteigt, mit einem Bewusstsein diesmal jedoch, das liebevoller und weiser ist als Ihr es je hattet. In der zweiten Phase des Transformationsprozesses vom Ego zum Herzen heilt Ihr Episoden Eurer Vergangenheit, indem Ihr sie mit Eurem heutigen Bewusstsein umgebt. Dadurch, dass Ihr sie aus einem Herz-zentrierten Fokus heraus in der Gegenwart nochmals durchlebt, lasst Ihr die traumatischen Anteile in Eurer Vergangenheit los.
Ein Trauma entsteht dann, wenn Ihr einen großen Verlust, einen Schmerz oder Schlechtigkeiten erlebt und nicht verstehen könnt, weshalb sie geschehen. Ihr alle habt in vielen Eurer Leben Traumata erlebt. Tatsächlich ist das Bewusstsein der Seele während des Ego-Stadiums von Anfang an traumatisiert: da ist dieser Verlust der Einheit oder Heimat, an den sie sich erinnert und den sie nicht versteht.
Wenn Ihr Kraft Eurer Vorstellung zu dem ursprünglichen traumatischen Erlebnis zurückgeht und es mit dem Bewusstsein des Herzens umgebt, dann verändert Ihr Eure ursprüngliche Reaktion auf das Ereignis. Ihr verändert sie vom Entsetzen und Unglauben hin zu der schlichten Wahrnehmung dessen, was geschieht. In dieser Regression nehmt Ihr einfach nur zur Kenntnis, was geschah, und allein schon dieser simple Akt schafft Raum für Verständnis, für ein spirituelles Verständnis dessen, was tatsächlich bei diesem Ereignis geschah. Wenn dieser Raum vorhanden ist, werdet Ihr wieder zum Meister Eurer Realität. Ihr seid jetzt in der Lage, zu einer Akzeptanz der gesamten Episode zu kommen, weil Ihr aus dem Herzen heraus versteht, dass in allem, was geschieht, ein Sinn und Zweck liegt. Ihr könnt vom Herzen her fühlen, dass in allem, was geschieht, ein Element der freien Wahl vorhanden ist, und so wachst Ihr in ein Akzeptieren und Annehmen Eurer eigenen Verantwortung für das Ereignis hinein. Wenn Ihr Eure eigene Verantwortung annehmt, steht Euch frei, weiterzugehen.
Erst wenn Ihr eine verbindliche Beziehung zu Euren eigenen früheren Identitäten herstellt wie Schauspieler es mit ihren Rollen tun, seid Ihr frei, zu gehen, wohin immer Ihr wollt. Dann könnt Ihr in das Herz-basierte Bewusstsein eintreten. Ihr klammert Euch dann nicht länger an jeden Aspekt dessen, was Ihr in der Vergangenheit gewesen seid: Opfer oder Angreifer, männlich oder weiblich, schwarz oder weiß, arm oder reich, etc. Wenn Ihr spielerisch mit den Aspekten der Dualität umgehen und sie einfach nur nutzen könnt, wann immer es Euch Freude und Kreativität schenkt, habt Ihr den Sinn des Lebens auf der Erde begriffen. Dann werdet Ihr großes Glück und eine Art Heimkehr erleben. Der Grund dafür ist, dass Ihr mit dem Bewusstsein in Berührung kommt, das all Euren unterschiedlichen Rollen und Identitäten zugrunde liegt. Ihr kommt wieder mit Eurem eigenen göttlichen Bewusstsein in Kontakt, mit der Erkenntnis, dass alles Eins ist, kurz: zur Wahrheit der Liebe.
Wir wollen dieses Kapitel schließen, indem wir Euch zwei Übungen geben, die Euch dabei helfen können, mit dieser Strömung der Einheit in Kontakt zu kommen, mit dieser Strömung göttlichen Bewusstseins, die unter all Euren Erfahrungen liegt.
Übung 1
Welche psychischen Eigenschaften, die Ihr sehr als einen Teil Eurer Selbst empfindet, verursachen Euch die meisten Probleme im Leben? Nennt zwei solche Eigenschaften.
Konzentriert Euch jetzt auf das Gegenteil dieser Eigenschaften. Wenn Ihr also „Ungeduld“ oder „Unsicherheit“ gewählt habt, konzentriert Euch jetzt auf ihr Gegenteil: Geduld und Selbstvertrauen. Fühlt die Energie dieser Eigenschaften für einen Moment.
Geht nach innen und sucht in Euch selbst nach diesen Energien. Nennt drei Begebenheiten in Eurem Leben, in denen Ihr diese positiven Eigenschaften an den Tag gelegt habt.
Nun, da Ihr mit diesen positiven Eigenschaften in Kontakt steht, lasst ihre Energien durch Euch hindurchfließen und fühlt, wie sie Euch ausbalancieren.
Übung 2
Entspannt Euch und lasst Eure Vorstellung zu einem Moment zurück wandern, in dem Ihr Euch sehr glücklich gefühlt habt. Nehmt den ersten, der Euch in den Sinn kommt. Fühlt erneut dieses Glücksgefühl.
Jetzt geht zu einem Moment zurück, in dem Ihr Euch sehr unglücklich gefühlt habt. Fühlt noch einmal die Essenz dieses Gefühls, das Ihr damals hattet.
Erkennt, was beiden Erfahrungen gemeinsam ist. Fühlt, was in beiden Momenten gleich ist.
Beide Übungen sollen Euch das unter allem liegende Bewusstsein verdeutlichen, dieses immer präsente „Ich-sein“ in all Euren Erfahrungen. Dieses immer vorhandene Gefäß Eures Bewusstseins, der Träger all Eurer Erfahrungen, ist Euer Göttliches ICH. Es ist Euer Eingang in eine Realität jenseits der Dualität: die Realität des Herzens.
© Pamela Kribbe
Übersetzung: Yvonne Mohr